Ein 24 Millionen Euro schwerer Betrug belastet das staatliche Lotterieunternehmen Italiens – Lottomatica. Einem IT-Angestellten ist es gelungen, eine Software zu entwickeln, die vertrauliche Informationen über die Rubbellose und ihre Auflagenverteilung im Land so auszuwerten, um Ruckschlüsse über mögliche Großgewinn-Lose zu ziehen. Dies berichtete „The Times“ (englisch).

Mit diesen wertvollen Informationen schickte er Freunde und Verwandte quer durch Italien, um genau diese Gewinnerlose zu erwerben. Da die Losboxen von Lottomatica immer 30 Lose enthalten, mussten also bis zu 30 Lose an den ausgewählten Lottokiosken erworben werden, um damit mit hoher Wahrscheinlichkeit das Los für den Groß- bzw. Millionengewinn einzusacken.

24 Millionen Euro erschlichen

Milan Bahnhof
Nach Mailand reisen und an der richtigen Lotto-Annahmestelle 5 Millionen Euro eingesackt (Foto: Milan Bhf)

Mit dieser ausgefeilten Methode konnte sich der 56-jährige Angestellte über viele Jahre rund 24 Millionen Euro erschleichen und in den frühen Ruhestand begeben. Sein Verwandtenkreis diente hierbei als aktive Durchführer, denn Lottomatica-Mitarbeiter ist der Loserwerb verboten. 2015 schickte er beispielsweise einen Freund nach Mailand, um dort ein „SuperCash“-Los mit dem Gewinn von 5 Millionen Euro zu erwerben. Im selben Jahr reiste seine Freundin nach Brescia um ebenfalls diesen Gewinn einzustreichen. Zwei Jahre später „sackte“ seine Mutter sogar den Jackpot von sieben Millionen Euro mit dem „Maxi Milionario“-Los in Foggia ein.

Die Masche flog auf, da er die Methode vor seiner Rente an vier Kollegen verriet, die mit dem gleichen Vorgehen 17 Millionen Euro erbeuteten. Als sie einen Anwalt beauftragten, um die Gewinne sicher zu verwahren, wurde die Bank misstrauisch und alamierte die Behörden. Die Kollegen wurden mittlerweile gekündigt und die IT-Sicherheit verstärkt. Welche genaue Strafe auf den Rubbellos-Klan wartet, ist noch unbekannt.

Typischer Lottokiosk
Typischer Lottokiosk in Deutschland

Wie betrugssicher sind deutsche Rubbellose?

Diese Nachricht lässt deutsche Spieler aufhorchen: wie sicher – oder manipulierbar – sind die Rubbellose an deutschen Lottoläden? Allgemein sind Sofortlotterien im Vergleich zu Ziehungslotterien wie LOTTO und EuroJackpot anfälliger für Betrug. Eine Lotterie-Ziehungsmaschine ist nicht vorhersehbar, aber die festen Auflagen von Rubbellosen und ihre Gewinntabellen lassen Rückschlüsse darauf, ob und wann Großgewinne bevorstehen.

In Deutschland ist die Sache kompliziert zu beurteilen, da es nicht einen Landeslotterieveranstalter gibt, sondern auf förderaler Ebene sechzehn verschiedene Lotterieunternehmen. Die meisten deutschen Lottounternehmen produzieren, im Gegensatz zur italienischen Lottomatica, ihre Lose auch nicht selbst. Das ist vorteilhaft für die Sicherheit, wenn Produktion und Vertrieb getrennt sind.

Weiterhin vorteilhaft: hierzulande gibt es kaum Rubbellose mit Gewinnen in Millionenhöhe. Die meisten Lose bieten Gewinne im Bereich zwischen 1.000 Euro und 25.000 Euro. Das macht gezielten Betrug wenig lukrativ.

Viele deutsche Lottounternehmen versuchen mit unterschiedlichen Zertifikaten, z.B. vom TÜV (Beispiel Lotto Hessen), ihre Sicherheit zu bestätigen. Einen wirklich eindeutigen Industriestandard, der das Betrugsszenario ausschließt, können wir jedoch nicht auskundig machen. Es heißt hier zuletzt immer noch: Glücksspiel ist vertrauenssache.

Unser Fazit: Komplett ausschließen lässt sich Rubbellos-Betrug in Deutschland nicht, wir halten ihn jedoch für sehr unwahrscheinlich.